Ich war acht Jahre alt, als das Stricken ein Teil meines Lebens wurde. Meine Mutter hatte mir das Stricken beigebracht. Sie selbst hat als junge Frau angefangen und wurde von ihrem Arbeitgeber unterrichtet. Ich habe mit dem Kontinental-Strickstil angefangen und mit der Zeit habe ich das Handarbeiten gemeistert. Allerdings hat es ein paar Jahre gedauert, bis man eine angenehme "Reisegeschwindigkeit" erreicht hat. Jahre später, nach meinen Anfängen sagte mir meine Mutter, sie habe meine Liebe für´s Stricken nie verstanden, aber ich war dankbar, dass sie ihre handwerklichen Fähigkeiten mit mir teilte. Ich habe das Stricken nie aufgegeben, obwohl ich jahrelang nicht zu meinen Nadeln gegriffen hatte.
Stricken kehrte in mein Leben zurück, als ich mit meinem ersten Kind schwanger war. Obwohl recht jung, war ich sehr aufgeregt, ein Kind zu bekommen. Ich wollte schon früh Mutter sein. Für meine zwei Kinder fertigte ich mehrere Projekte, um Pullover, Mützen und Fäustlinge in kleinen Größen zu stricken.
Ich habe nie aufgehört zu stricken, selbst als ich die ganze Tortur meiner schlechten Ehe durchmachte. Nach 16 Jahren Ehe und viel Drama habe ich Schluss gemacht. In der Zeit der Scheidung und darauffolgender Not habe ich in 18 Monaten neun Pullover gestrickt. Ich strickte weiter, auch als ich die Wohnung wechselte, einen neuen Job annahm und die Entfremdung von meinem Erstgeborenen erleiden musste.
Sieben Jahre später lernte ich meinen zweiten Mann kennen. Er war Witwer, hatte eine kleine Tochter und ich dachte, wir wären ein Paar, „das wir sein sollen“. In unserer gemeinsamen Zeit bin ich erfolgreich umgezogen, habe Häuser renoviert, die Schule und den Job gewechselt, einschließlich des Verlusts eines Kindes. Ich war zuversichtlich, dass wir das „Zeug“ hatten, um zusammen ein gutes Leben zu führen, und leider lag ich falsch. Wie sich herausstellte, war meine zweite Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Mein Mann führte ein geheimes Leben voller Unehrlichkeit und Ausschweifungen, was mit der Zeit und durch Nachforschungen aufgedeckt wurde. Es wurde für mich unumgänglich, weiterzuziehen und eine zweite Scheidung zu erreichen. Dies war ein weiteres schmerzhaftes Verlusterlebnis. Wieder begann ich mein Leben neu, nicht ohne eine enorme Traurigkeit. Ich zog in eine ländliche Gegend und versuchte eine neue Lebensweise.
Während all der Torturen war die einzige Konstante das Stricken. Ich hatte meist ein Paar Nadeln in der Hand, wenn ich saß. Zu dieser Zeit hatte meine erste Tochter ein Baby und ich war wieder am Stricken. Wieder einmal hatte ich die Freude, kleine Gegenstände für ein begehrtes und geliebtes Kind zu kreieren.
Das Stricken hat mein Leben öfter gerettet, als ich zählen kann, und hat mir immer geholfen, voranzukommen. Stricken für die Zukunft hat mir gezeigt, dass es eine Zukunft gibt. Obwohl es ganz anders war, als ich es mir vorgestellt hatte, war es etwas, worauf ich mich freuen konnte.
Der einfache Akt, etwas anzufertigen, ist ein Akt der Hoffnung. Es bedeutet, dass jemand von der Zeit profitiert, die man in die Herstellung von etwas investiert hat. Obwohl die Energie, die man beim Stricken aufgewendet haben, mit einer Dosis Tränen und Schmerz einhergeht, bringt es Einem die Entschlossenheit, vorwärts zu gehen.